Das Geschäftsmodell von Adblock Plus ist umstritten und beschäftigt die Gerichte. Dabei will Eyeo-CEO Till Faida nur bessere Werbung im Netz sehen. Davon profitiert am Ende das Content Marketing.
Herr Faida, warum greifen User im Internet auf Werbeblocker zurück und wie viele sind es derzeit in Deutschland?
Nutzer installieren Adblocker aus verschiedenen Gründen, vor allem jedoch, weil sie sich durch aggressive Werbeformate gestört und abgelenkt fühlen. Für einige Nutzer steht auch der Schutz der Privatsphäre im Vordergrund, diese Nutzer können sich spezielle Filterlisten für ihre Extension herunterladen, die zum Beispiel Tracking verhindern. In Deutschland läuft Adblock Plus zurzeit auf ungefähr zehn Millionen aktiven Geräten.
Unternehmen setzen Werbung ein, um auf Produkte, Marken oder Dienstleistungen aufmerksam zu machen. Im Netz untergraben Sie mit Ihrem Adblocker dieses Modell.
Nein. Das eigentliche Problem sind nicht die Werbeblocker, sondern dass ein großer Teil der aktuellen Onlinewerbung einfach nicht funktioniert, weder für die Nutzer noch für die Publisher und die Advertiser. Der Grund dafür ist, dass es im Internet ein großes Überangebot an Werbeeinblendungen gibt, dadurch wurde ein Teufelskreis in Gang gesetzt, durch den Werbung immer weniger Wert für Websites schafft und gleichzeitig immer nutzerunfreundlicher wird. Natürlich ist Werbung aber wichtig, damit es kostenfreie Inhalte geben kann. Wir haben daher die Acceptable Ads Initiative ins Leben gerufen und etablieren nun zusammen mit unseren Nutzern und Vertretern der Werbewirtschaft einen neuen Ansatz für Werbung im Internet. Die Idee hinter Acceptable Ads ist, dass weniger, aber dafür qualitativ hochwertigere Werbung für ein besseres Nutzererlebnis sorgt, welches gleichzeitig auch höhere Einnahmen für Websites schafft.
Wie müssen sich werbetreibende Unternehmen also in Zukunft aufstellen?
Werbetreibende Unternehmen sollten ihre Kommunikation noch mehr auf unterschiedliche Zielgruppen zuschneiden. Dabei ist wichtig, dass auch die Nutzer von Adblockern grundsätzlich absolut bereit sind, bestimmte Werbeformate zu akzeptieren. Diese Nutzer sind weiterhin eine sehr besondere Zielgruppe: technisch versiert, überdurchschnittlich gebildet und nicht sehr empfänglich für primitive Bannerwerbung. Diese höchst interessante Zielgruppe bedarf dementsprechend einer gesonderten Ansprache mit unaufdringlicheren Werbeformaten.
Content Marketing beinhaltet im Kern diesen nutzenorientierten Ansatz – das Produkt tritt in den Hintergrund, der Kunde und seine Bedürfnisse stehen im Rampenlicht. Ist diese Form der Kommunikation zukunftsweisend?
Grundsätzlich kann Content Marketing in Form von Advertorials, Sponsored Content oder auch Native Advertising zur Verbesserung der Onlinewerbung führen, allerdings ist in diesem Ansatz sehr wichtig, Konsumenten klar und deutlich darauf hinzuweisen, dass es sich um Werbung handelt. Dieser Hinweis ist essenziell in der Onlinekommunikation, um den Unterschied zwischen Werbung und journalistischen Inhalten zu erkennen.
Sehen Sie darin eine Gefahr für Ihr Geschäftsmodell?
Nein, im Gegenteil. Native Advertising ist, wenn es richtig umgesetzt wird, ein Schritt in die richtige Richtung. Genau diese Innovationen hin zu weniger aufdringlichen Formaten wollen wir mit dem Acceptable-Ads-Programm fördern. Laut einer aktuellen Studie gibt es inzwischen etwa 615 Millionen Adblocker-Nutzer und auch im mobilen Bereich nimmt das Wachstum zügig zu. Für Werbetreibende gibt es durch das Acceptable-Ads-Programm nun eine riesige Chance, durch mehr Diversifikation bei den Formaten auch diese zuvor verlorene Zielgruppe wieder zu erreichen.
Titelbild: publish! | Material: Adobe Stock
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