Neben der Sprachsuche ist die visuelle Suche der nächste Suchmaschinentrend. Welche Potenziale von Visual Search ergeben sich für das Content-Marketing.
Google kann jetzt gucken“, titelte neulich das Magazin „t3n“ und bezog sich damit vor allem auf die 2017 zunächst als Betaversion von Google gelaunchte App Google Lens, aber auch die Bing Visual Search Engine von Microsoft oder etwa die visuelle Suche der Pinterest Lens. In diesem Kontext auch zu erwähnen ist Snapchat, welches seine Visual Search Engine direkt an den Marktplatz von Amazon geknüpft hat. Auch natürlich die Technologie von Ebay.
So naheliegend die Verwechslung des Begriffs der Visual Search Engines mit dem der klassischen Bildersuchen ist, das Prinzip ist ein gänzlich anderes: Wesentlich für die Visual Search Engines ist, dass die Sucheingabe nicht mehr mittels Sprache – also etwa mit der Eingabe oder dem Einsprechen von Keywords – stattfindet, sondern mittels Bildern beziehungsweise Fotos, die man etwa mit einem Smartphone oder einem Tablet schießt und deren Inhalte beziehungsweise die abgebildeten Objekte von den Suchmaschinen erkannt werden.
Erste Visual Search Engine: Google Goggles (2009)
Die Entwicklung dieser Technologie wird dabei vor allem von den genannten Suchmaschinenriesen vorangetrieben, welche naturgemäß auf Unmengen von (Bild-)Daten zugreifen können, ist aber gar nicht so jung, wie es scheinen mag. Die erste funktionale Visual Search Engine dieser Art dürfte nach Googles erstem und nicht so wirklich optimalen Versuch Google Goggles (2009) die Camfind-App der Firma Cloudsight sein, welche es bereits seit 2014 gibt. Bing launchte seine erste Version schon 2015. Die Pinterest Lens gibt es seit 2017, im selben Jahr kam die Google Lens auf, auch Ebay hat seit 2017 eine Visual Search im Portfolio. Google kaufte sich die entsprechende Technologie hierfür bereits 2010 mit der Firma Like.com ein, welche schon damals eine visuelle Suchmaschine speziell für den E-Commerce-Bereich entwickelte.
Das Google in letzter Zeit verstärkt darauf hinweist, wie wichtig das Optimieren von Bildern und Fotos auf Websites in Hinblick auf SEO ist, dürfte kein Zufall sein. Ähnlich wie bei der semantischen Suche Googles lernt auch die visuelle Suche mittels künstlicher Intelligenz (KI) und Deep Learning, die Inhalte zu interpretieren. Je besser diese mit Daten angereichert sind, desto einfacher können sie folglich interpretiert werden. Wie schon bei anderen Produkten profitierte Google enorm davon, dass Webmaster und SEOs ihre Inhalte mit strukturierten Daten anreicherten und den Algorithmen so das Lernen erleichterten.
Visual Search Engines und Augmented Search für den Einsatz im Content-Marketing – keine Zukunftsmusik
Die Suchprinzipien der Visual Search Engines lassen sich wie folgt einteilen: Reverse Image Search, Related Search, Filtered and Deep Image Search und die neuere Augmented Reality Search.
Für das, was aktuell als neuer Trend für den E-Commerce-Sektor gefeiert wird, ist primär letztere Suchart von Bedeutung. Wer einen tieferen Einblick in die verschiedenen Sucharten von Visual Searches haben möchte, dem sei der überaus spannende Beitrag von Seobility wärmstens empfohlen.
Augmented Reality Search beschreibt das Suchprinzip, in dem das Foto eines Objektes oder mehrerer Objekte von der Suchmaschine erkannt und mit Informationen angereichert beziehungsweise zusammengeführt wird. Ähnlich also, wie wenn wir einen Suchbegriff eingeben.
Im Gegensatz zur Virtual Reality, die eine virtuelle Realität als Simulation erzeugt, wird der Begriff Augmented Reality dahingehend abgegrenzt, dass hier die Realität tatsächlich virtuell erweitert wird. Das reale Objekt auf der Kamera wird um Informationen ergänzt.
Dass diese neuen Suchmaschinen sowohl Chancen im Cross Selling für diejenigen bieten, welche sowohl stationäre Geschäfte als auch Onlinestores haben, wurde im eingangs erwähnten Artikel von „t3n“ bereits hinreichend beschrieben, ebenso wie die negativen Aspekte, welche diese Technologie für den Einzelhändler ohne Onlineshop haben kann.
Chancen der visuellen Suche auch fürs Content-Marketing
Für das Content-Marketing bieten sich, so zeichnet es sich schon länger ab, enorme Möglichkeiten. Bereits jetzt haben Händler wie zum Beispiel Ikea Apps im Angebot, die es ermöglichen, sich das gewünschte Möbelstück zu Hause anzeigen zu lassen; so kann man sich direkt anschauen, wie es wirken wird und ob es zur Gesamtatmosphäre der Wohnung passt. Ein anderer Möbelhändler (Moebel.de) hat eine Visual Search geschaffen, bei der man beliebige Möbelstücke fotografiert und direkt ähnliche Produkte aus dem Portfolio des Onlinehändlers angezeigt bekommt. Dies sind natürlich erst einmal nur Beispiele aus dem E-Commerce, aber sie sind richtungsweisend.
Pepsi hat 2014 eine beachtliche Kampagne durchgeführt und Scheiben an Bushaltestellen zum Leben erweckt. Die Reaktionen der Wartenden sind durchaus amüsant:
https://www.youtube.com/watch?time_continue=67&v=Go9rf9GmYpM
Keine enormen Kosten
So wie sich die Visual Search beziehungsweise die Augmented Search entwickelt, besteht hier für das Content-Marketing enormes Potenzial, visuelles Storytelling lebhaft zu gestalten. Städte wie Braunschweig und Ulm machen es vor und schicken Interessierte mittels AR- und VR-Technologie auf historische Stadterkundungen. Stadtmarketing par excellence!
Wer sich hier früh positionieren kann, wird die Nase vorn haben. Neben guten Produktfotos mit angereicherten Daten und guten Bilder-SEO speziell für Produkte sollten sich insbesondere Content-Marketing-Interessierte schon jetzt mit den Möglichkeiten des visuellen Storytellings und den Möglichkeiten von Augmented Reality im Hinblick auf Visual Search Engines auseinandersetzen. Dabei muss die Entwicklung solcher Konzepte nicht einmal enorme Kosten erzeugen, die ersten Anbieter für Generatoren, um eigene Bildinhalte mittels AR anzureichern, stehen bereits in den Startlöchern (Beispiele: https://zap.works/, https://getfader.com).
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