Google Assistant, Alexa und Siri: Chancen und Risiken von Sprachassistenten

Voice-Search hat große Potenziale und wird dafür sorgen, dass Content künftig noch bedürfnisorientierter erstellt wird, prophezeit SEO-Experte Artur Pakosch. Das Thema Datenschutz dürfe aber nicht ausgeblendet werden.

Noch vor ein paar Jahren habe ich mir die Augen gerieben, wenn Menschen plötzlich anfingen, mit ihren technischen Geräten zu sprechen. Heute, im Zeitalter von Sprachsteuerung, Smart Home und künstlicher Intelligenz, sind Fragen an Apples Siri, Amazons Alexa, Windows’ Cortana und Googles Assistant für die meisten Menschen (mich selbst eingeschlossen) ganz normal.

Das belegen auch Zahlen: Denn immer mehr Deutsche nutzen Sprachassistenten für den Einkauf im Internet, wie die Studie „Deutschland, deine Sprachassistenten“ herausgefunden hat. Das Ergebnis: 35 Prozent der Nutzer sprechen regelmäßig mit ihrem Smartphone oder anderen Geräten. Und vierzig Prozent haben schon direkt online via Voice-Search eingekauft, wie die repräsentative Studie der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, die im Auftrag der Agentur Quisma durchgeführt wurde, bestätigt.

Den größten Vorteil in der Nutzung von Sprachassistenten sehen die Befragten darin, nicht mehr tippen zu müssen (siebzig Prozent) sowie freihändig kommunizieren zu können (59 Prozent) und somit mehrere Dinge gleichzeitig erledigen zu können (49 Prozent).

Die Erleichterung des Alltags ist es auch, die unser SEO-Experte Artur Pakosch als eines der Potenziale von Sprachassistenten anführt:

 

Wo siehst du die größten Potenziale bei Voice-Search?

Das Thema Spracherkennung beziehungsweise Sprachsteuerung an sich ist in erster Linie eine Fortführung in der technischen Entwicklung der Bedienbarkeit von Computern. Nach der Entwicklung des Touchscreens – welcher schon sehr intuitiv bedient wird – ist die sprachbasierte Bedienbarkeit von Computern ein weiterer Schritt, welcher zuallererst einmal unseren physischen Möglichkeiten, Befehle und Aktionen an einen Computer zu übermitteln, entgegenkommt.

Die sprachbasierte Suche eignet sich hervorragend dafür, Computer beziehungsweise Algorithmen semantisch und phonetisch zu trainieren. Hier sehe ich enormes Potenzial, auch für das Thema KI. Google dürfte hier sicherlich als Vorreiter genannt werden.

Daneben sind Potenziale der Voice-Search für den Anwender in erster Linie die Möglichkeit, Sucheingaben schnell und einfach einzugeben (etwa unterwegs einfach einzusprechen), das zeigen auch Studien zu dem Thema: Sprachbasierte Sucheingaben werden häufig, wenn nicht fast ausschließlich, von mobilen Geräten ausgeführt. Ich denke bei Voice Search zum Beispiel an den Vielfahrer, welcher vor dem Lenkrad sitzt und einfach Fragen beantworten lassen kann. Die Einsatzmöglichkeiten der Voice-Search befinden sich aber im Grunde überall da, wo der Körper aufgrund einer anderen Tätigkeit eingebunden ist; es reicht ja schon, wenn ich gerade zu Hause Teller abwasche und meine Hände nicht zur Eingabe einer Suchanfrage zur Verfügung habe.

Aufseiten der Vermarkter und Werbetreibenden bietet die Spracherkennung ein enormes Potenzial: Schon jetzt kann Spracherkennung beispielsweise zwischen männlicher und weiblicher Stimme unterscheiden, und das dürfte erst der Anfang sein. Wenn wir bei unseren obigen Beispielen bleiben und überlegen, welche Anfragen aus ganz pragmatischen Situationen heraus entstehen, ergeben sich hier doch recht viele Szenarien, in denen es für einen Werbetreibenden von Vorteil sein kann, sich bei dem Thema frühzeitig zu positionieren.

 

Verändert die Sprachsteuerung die Art der Suchanfragen?

Was mir bisher im Berufsalltag begegnet, unterscheidet sich nicht grundlegend von anderen Anfragen. Es ist aber zu erkennen, dass vor allem die W-Fragen von Interesse zu sein scheinen, also zum Beispiel: Wo ist die nächste Tankstelle? Wie lange hat Restaurant XY offen? Wann wird die Zeit umgestellt? Das scheint mir aufgrund der mobilen Einsatzmöglichkeiten der Technologie aber auch recht einleuchtend.

 

Die Infografik bestätigt diese Annahme. Wenn man sich anschaut, bei welchen Devices die Sprachsteuerung am häufigsten genutzt wird, dann überwiegen mit großem Abstand mobile Geräte wie Smartphones und Tablets.

 

Infografik:

Sprachassistenten kommen Mobile sehr häufig zum Einsatz.
Infografik zur Nutzung von Sprachassistenten.

Wird Voice-Search künftig Einfluss auf die Produktion von Content haben?

Mit Sicherheit. Wer Content nicht schon sowieso zielgruppengerecht erstellt und seine Website technisch im Griff hat, wird Schwierigkeiten haben. Wenn es dabei bleiben sollte, dass die Sprachsuche vor allem von unterwegs, also über ein mobiles Endgerät, ausgeführt wird, muss die mobile Version der Website (oder die responsive) zwingend mit der gleichen, wenn nicht mit noch höherer Priorität behandelt werden als die Desktopvariante. Die Inhalte müssen aber auch passend strukturiert werden: Tabellen, strukturierte Daten, Crawlbarkeit der Website und so weiter. Das sind auch alles Sachen, die jetzt schon für die SEO von Bedeutung sind, bei der Sprachsuche wird es sich aber noch verdichten. Denn hier sind eventuell die knapperen Antworten die besseren, während es bei der Desktopsuche doch oft um umfänglichere Aufklärung geht. Das ist schon ein Spagat.

Ich rate jedem, der Content produziert, generell immer auf die Fragen der Zielgruppen einzugehen und seinen Vertrieb mal zum Beispiel einen Fragenkatalog erstellen zu lassen, welcher in die Contentplanung miteinfließt. Wer nah an seinen Kunden bleibt und sauber arbeitet, wird auch bei der Sprachsuche Erfolge verzeichnen können.

 

Siehst du auch Schwächen oder negative Begleiterscheinungen beim Thema Voice-Search?

Es mag daran liegen, dass ich gerade Orwells „1984“ noch mal lese, aber generell liegt mir die Privatsphäre der Nutzer doch sehr am Herzen. Stimmen sind eindeutig erkennbar, wie ein Fingerabdruck. In der technologischen Entwicklung sollte daher auch die Anonymisierung dieser Daten mindestens gleichwertig behandelt werden. Ein echtes Engagement der Hersteller in dieser Hinsicht ist für mich jedoch nicht erkennbar.

 

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Artur Pakosch ist SEO-Experte

Zur Person:

Artur Pakosch berät und unterstützt kleine und mittelständische Unternehmen im Onlinemarketing. Sein Schwerpunkt liegt dabei in der Suchmaschinenoptimierung (SEO) sowie dem Pay-per-Click Marketing. Nach dem Studium der Philosophie und Medienwissenschaften in Hildesheim, Dublin und Bonn war er zunächst bei einer großen Agentur in Hannover tätig.

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