Plädoyer für Schwarz-Weiß-Fotografie

Sie kommt eher selten zum Einsatz und wenn, dann ist das fotografische Klischee nicht fern. Schwarz-Weiß-Aufnahmen können erfrischend wirken, ihr Einsatz muss aber wohlüberlegt sein.

Foto: Roman Pawlowski

Roman, warum magst du Schwarz-Weiß-Fotografie?

Zuerst einmal würde ich mich selbst eher als Farbfotografen bezeichnen. Für mich ist die Schwarz-Weiß-Fotografie ein weiteres Stilelement erzählerischer Fotografie, auf das ich gern zurückgreife. Das Motiv des Bildes kann durch die Reduzierung auf schwarz und weiß noch stärker herausgearbeitet werden und eine größere Bedeutung erfahren.

Wann fotografierst du schwarz-weiß?

Entweder entscheide ich mich aus inhaltlichen und konzeptionellen Gründen von vornherein, eine ganze Fotoarbeit in Schwarz-Weiß umzusetzen, oder ich mische Farb- und Schwarz-Weiß-Fotografien, was wiederum eher auf ästhetischen Gründen basiert, zum Beispiel wenn die Motive wenig Abwechslung bieten. Die beiden Aufnahmen sind beim Training der HSV-Frauen entstanden. In Farbe würden sie sich zu sehr ähneln, da der markante grüne Rasen, ausgeleuchtet vom Flutlicht, und der schwarze Himmel auf jedem Bild gleich sind. Für den Betrachter wird das schnell langweilig. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen sorgen hingegen für eine gewisse Variation.

Foto: Roman Pawlowski

Wo ist diese Art der Fotografie fehl am Platz?

Das kann man natürlich nicht pauschalisieren, aber schwarz-weiß kann sehr dramatisierend wirken, was entsprechend mit Vorsicht zu genießen ist. Wird eine ohnehin tragische Geschichte durch Schwarz-Weiß-Bilder noch über das eigentliche Maß hinaus dramatisiert, kann mir das zu viel werden.

Kunden- und Mitarbeitermagazine von Finanzdienstleistern oder Versicherungen setzen häufig nur auf Farbfotos. Warum?

Das ist schade. In diesen Branchen geht es um Seriosität, daher ist der Look sehr aufgeräumt und sauber. Farbe scheint dafür auf den ersten Blick geeigneter und wirkt oft positiver. Es wäre aber erfrischend, wenn damit einmal bewusst gebrochen wird und Schwarz-Weiß-Fotografie als Stilmittel zum Einsatz käme.

Gibt es einen thematischen Kontext, in dem Schwarz-Weiß-Fotografien immer funktionieren?

Auch hier kann man nicht pauschalisieren. Ich würde aber behaupten, Schwarz-Weiß-Fotografie lässt sich in jedem Zusammenhang einsetzen, wenn der Rest der Bildsprache dem Inhalt angepasst wird. Dies ist weniger eine Frage der Farbigkeit als vielmehr der fotografischen Haltung. Und natürlich funktionieren negativ besetzte Themen wie „Tod“, „Krieg“ und „Trauer“ vermeintlich am besten, aber auch da sollte man das Stilmittel behutsam einsetzen. Die Gefahr, in fotografische Klischees zu verfallen, ist groß. 

Vielen Dank für das Gespräch.

 
Titelbild: Roman Pawlowski

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Zur Person:

Roman Pawlowski ist Fotograf, sesshaft in Hamburg. Er arbeitet für verschiedene Magazine und Agenturen. Thematisch liegen ihm sozialkritische Themen am Herzen.

www.roman-pawlowski.de