Der Duden ist so umfangreich; er hat sogar für die richtige Schreibweise von Zahlen seine Regeln. Lektor Clemens Bernhard erklärt, wann man „neun“ schreibt und wann „9“. Und welche Sonderregel ihm besonders sympathisch ist – auch wenn sie kaum jemand haben möchte.
Manche Fehler passieren einem als junger freier Mitarbeiter oder Praktikant – jedenfalls als Anfänger im Journalismus – nur einmal. Denn wer in die Situation gerät, die Vornamen von Gesprächspartnern auf einer Kleintierzüchterversammlung nachträglich recherchieren zu müssen, wird zukünftig wissen: In journalistischen Texten gibt es keinen Herrn Mustermann, sondern nur einen Max Mustermann.
Auch andere Regeln prägen sich sofort ein, obwohl ein Verstoß dagegen halb so schlimm wäre. Dazu gehört: „Zahlen von eins bis zwölf werden ausgeschrieben.“
Nun kam jüngst eine Korrektur aus unserem Lektorat zurück:
„Von den zwanzig Mitgliedern sind 15 mittlerweile wieder nach Deutschland gezogen.“
Warum nur ist hier zwanzig ausgeschrieben? Und warum 15 nicht? Darauf die Antwort unseres Lektors Clemens Bernhard:
Weil es für die Lesbarkeit von Texten empfehlenswert ist, Zahlen von null bis zwölf, die Zehner (zwanzig, dreißig usw.) sowie hundert und tausend in Fließtexten auszuschreiben. Ausnahmen: Preisangaben (6 Cent, 50 Euro), Schreibweisen mit Abkürzungen (4 ml, 100 km) oder Symbolen (9 $, 80 %) sowie unmittelbare Nebeneinanderstellungen (‚9 bis 28 Grad Celsius‘ statt ‚neun bis 28 Grad Celsius‘).
Wie ist das aber in unserem Beispiel?
Für meinen Geschmack sind die Zahlen in diesem Fall weit genug voneinander entfernt, sodass sie nicht als unmittelbar nebeneinanderstehend empfunden werden.
Und es gibt sogar dazu noch eine Sonderregel, weiß unser Lektor:
Es wäre auch denkbar, die 15 auszuschreiben, etwa nach der diskussionswürdigen und mir sehr sympathischen Regel, alle höchstens zweisilbigen – und damit kurzen und gut lesbaren – Zahlen auszuschreiben. Bislang hat dieser Vorschlag aber nur wenig Anklang bei meinen Kunden gefunden.
Auch in der Vergangenheit haben wir schon Anmerkungen bekommen, die sich um Zahlen drehten, etwa diese:
Es ist empfehlenswert, Zahlen erst ab fünf Stellen zu gliedern, also 40.000, aber 4000. Nur bei deutlich tabellarischer Darstellung ist eine Gliederung auch von vierstelligen Zahlen vorzuziehen. Ferner sollte bei Datumsangaben die Schreibweise mit führenden Nullen (02.04.2015) vermieden werden – erneut mit der Ausnahme von im Wesentlichen tabellarischen Darstellungen.
Da sag noch mal jemand, Geisteswissenschaftler seien keine Zahlenmenschen.
Titelbild: publish!
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