Blendle: Corporate Magazines unerwünscht

Statt ganzer Zeitungen oder Magazine können Leser auf der Plattform Blendle gezielt einzelne Artikel kaufen. So zahlt jeder nur für das, was sie oder er lesen will. Corporate Magazines bleiben auf der Plattform außen vor.

 

Das niederländische Start-up Blendle hat das Prinzip der Rosinenpickerei, das bereits Apple mit iTunes in der Musikindustrie etablierte, auf das Verlagswesen übertragen. Und viele große deutsche Verlagshäuser wie beispielsweise Springer sind mit dabei. In Zeiten rückläufiger Auflagenzahlen ein Griff nach dem letzten Strohhalm?

Wahrscheinlich ja, denn im Netz gibt es immer noch genug Angebote, auch qualitativ hochwertige, die kostenlos zugänglich sind. Zudem erscheint mir mancher Artikel auf Blendle recht teuer. 1,99 Euro nimmt der Spiegel für seine Titelgeschichte. Da fällt der Griff zur Gesamtausgabe zum Preis von 4,60 Euro leichter, was wohl auch im Sinne der Preisstrategie der Verlage ist. Zwar sind die meisten Lesestücke im Bezahlkorridor von 0,25 bis 0,89 Euro anzutreffen, aber Vielleser landen bei Blendle schnell bei einem zweistelligen Eurobetrag. Diesen werden sie aber zahlen, wenn sie von den Inhalten überzeugt sind, ist sich Blendle-Erfinder Marten Blankesteijn sicher. Ob die Niederländer damit den Journalismus (insbesondere den Zeitungsjournalismus) retten, darf bezweifelt werden, aber zu wünschen wäre es ihnen, da ihr Herz glaubhaft für gute, nutzwertige Inhalte schlägt.

Eine Chance für Verlage ist Blendle allemal, vor allem, um wichtige Informationen über Leserinteressen zu sammeln. Welche Themen sind gefragt und wie sollten sie aufbereitet sein? Sind es Hintergrundstücke, große Reportagen oder meinungsstarke Kommentare, die den Leser fesseln? Auch für Corporate Magazines könnte die Plattform eine Möglichkeit darstellen, ihre Leser noch besser zu verstehen. Schließlich sind bei Blendle auch Special-Interest-Zeitschriften wie beispielsweise das Fußballmagazin „11 Freunde“ vertreten. Bislang ziert sich die Plattform – auch weil klassische Zeitungsverlage wie Axel Springer an der Plattform beteiligt sind –, Publisher mit ins Boot zu holen. Auf Nachfrage erklärt Blendle, keine Corporate Magazines in das Portfolio mit aufnehmen zu wollen.

Schade eigentlich, denn dem Leser dürfte es vor allem um gute Geschichten gehen.

 
Titelbild: Adobe Stock

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