Das eigene Netzwerk oder Agenturen waren bisher die üblichen Wege, um Fotojournalisten für ein Magazin-Shooting zu finden. Die Website Blink eröffnet eine weitere Möglichkeit. Und das, so zeigen unsere Erfahrungen, in guter Qualität – ob in Miami, Mumbai oder irgendwo in Österreich.
München ist 300 Kilometer weit weg, im nahe gelegenen Villach und in Klagenfurt arbeiten hauptsächlich Studio- und Hochzeitsfotografen. Für einen Termin mitten in den Kärntner Bergen brauchten wir für ein Shooting aber einen Fotojournalisten. Weder das eigene Netzwerk konnte weiterhelfen noch die Google-Recherche.
Früher wäre der nächste Schritt ein Anruf bei einer Agentur gewesen. Heute gibt es eine weitere Möglichkeit: die Website www.blink.la. Freelancer aus 170 Ländern haben sich dort angemeldet. In Echtzeit zeigen sie, wo sie sich gerade aufhalten beziehungsweise wo sie ihren Hauptstandort haben. Wer einen Fotografen an einem bestimmten Ort sucht, wählt „Photographer“ aus einer Liste, gibt den Ortsnamen in einem zweiten Feld ein und klickt auf „Search“.
Für Klagenfurt spuckt Blink zwei Namen aus, von denen ein Fotograf – nach Sichtung seines Portfolios – in Betracht kommt: Arnold Pöschl. Vor anderthalb Jahren ist der Porträt- und Reportagefotograf dem Netzwerk beigetreten, „um besser mit der Welt vernetzt zu sein und um Assistenten für Fotoaufträge in anderen Ländern zu finden“. „Der damalige Fotoredakteur von Newsweek hat mich beim Fotofestival ‚Visa pour l’image‘ in Perpignan darauf hingewiesen.“ Nach einem Blick auf Pöschls Website ist klar: Er ist ein geeigneter Mann für das Shooting in den Bergen.
Hilfe bei der Suche nach Fotografen on location
Dass es so einfach geht, ist Matthew Craig und Julien Jourdes zu verdanken. „Wir arbeiteten sechs Jahre bei ‚The Wall Street Journal‘ zusammen“, sagt Craig im Interview mit unserer Agentur. Der Blink-Geschäftsführer verantwortete bei der internationalen Tageszeitung die Bebilderung der Titelseite sowie der Unternehmensgeschichten, sein Partner war für internationale Meldungen zuständig. Doch immer wieder hatten sie Schwierigkeiten, Fotografen „on location“ zu finden. Außer einer Excel-Tabelle mit Namen und Telefonnummern gab es für sie keine verlässliche Quelle mit den Aufenthaltsorten von Freiberuflern. Deshalb gründeten sie Blink.
Kein Ersatz für Agenturen
Als Konkurrenz für traditionelle Agenturen sehen sich die beiden Gründer jedoch nicht – im Gegenteil: Blink arbeitete von Beginn an eng mit Agenturen zusammen und „schließt mehr als hundert Agenturen und Kollektive mit ein – aber eben auch Tausende unabhängige Freiberufler, die nie einen Anschluss an eine Agentur suchen“, sagt Craig. Die Aussage des CEO passt zu unseren Beobachtungen: Blink ist eine Datenbank – mehr nicht. Wer sie nutzt, muss sie selbst durchforsten und analysieren: Welcher Fotograf aus Miami beispielsweise hat eine geeignete Bildsprache für ein bestimmtes Projekt? Diesen Job nimmt einem bei Blink niemand ab – anders als bei einer Agentur.
Dennoch ist Miami ein weiteres gutes Beispiel dafür, wie hilfreich das Netzwerk beim Suchen ist: Für Fotos über die Stadt als Tagungsort suchten wir auch dort nach einem Fotografen. Doch anders als in Kärnten gab es rund dreißig Profile. Eines davon – von Manuel Mazzanti – erwies sich als Volltreffer. Seit einem Jahr ist er bei Blink – und wäre ohne das Netzwerk durch unser Raster gefallen. Denn: „Ich bin derzeit bei keiner Agentur angeschlossen.“ Deshalb, so sagt der Fotograf mit mehr als dreißig Jahren Erfahrung, „ist Blink wichtig für viele Fotografen – nicht nur, um sich mit Agenturen zu verbinden, sondern auch, um mit anderen Fotografen in Kontakt zu kommen“.
Fokus auf Kameradrohnen-Piloten
In Zukunft könnten es sogar Autoren, Übersetzer und andere für einen Job wichtige Unterstützer sein: „Writers“ gibt es zwar schon in der Auswahlliste, aber sowohl Anzahl als auch Qualität sind noch recht spärlich. Autoren sind denn laut Matthew Craig auch momentan nur ein parallel wachsendes Angebot mit sehr viel geringerer Nachfrage als bei Foto- und Videoproduzenten. Der Fokus für 2016 gilt deshalb zunächst dem Wachstum bei Spezialisten für Videos und Kameradrohnen-Piloten. Bis die Qualität auch bei der schreibenden Zunft so hoch ist wie bei Fotografen, dürfte es also noch eine Weile dauern.
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Titelbild: alexkich
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