Die Schrift ist, neben der gesprochenen Sprache, unser Hauptkommunikationsmittel und damit ein wichtiges Medium, dessen Gestaltung nicht zu unterschätzen ist. Deshalb sollten Sie bei der Wahl und dem Einsatz von Typografie einiges beachten.
Beim Umgang mit Typografie, ganz gleich ob es sich um ein Magazin, ein Buch oder eine Website handelt, fällt der Schrift stets die Aufgabe zu, den Inhalt zu unterstützen und die Grundaussage, also den Content, klar herauszuheben. Es gibt viele Rädchen an denen man drehen kann und muss, wenn man ein gelungenes Produkt entwickeln möchte.
Typografie strukturiert Information und bereitet sie nach ihrem Inhalt auf: nach sachlich-logischen und mit ästhetisch-emotionalen Gesichtspunkten.
(Kurt Weidemann)
Zu Beginn sollten Sie sich an diesem Punkt einige grundlegende Fragen stellen: Wer ist meine Zielgruppe? Handelt es sich um ein verspieltes Magazin für Blumengestecke oder ein Wissenschaftsmagazin? Soll eine klare Linie oder ein herzliches Gefühl vermittelt werden?
Auch die Art des Produkts oder Mediums ist hier wichtig. Denn bei Magazinen gibt es natürlich mehr Fließtext zum Lesen als auf einem Flyer. Eine gute Textschrift sollte leserlich und lesefreundlich sein.
Beispiel: Handelt es sich bei dem zu gestaltenden Unternehmensmagazin um eines für ein Familienunternehmen, welches seit Generationen Aktentaschen herstellt und großen Wert auf Tradition legt und somit gut mit klassischer Antiqua-Schrift versorgt ist – oder um ein junges Start-up-Unternehmen, das die neueste vegane Jutebeutekollektion auf den Markt bringt und ruhig eine moderne handgeschriebene Schrift verträgt? All diese Fragen führen auf den richtigen Weg und im Idealfall auch ziemlich sicher zu den passenden Schriften.
Weniger ist mehr – Nicht zu viele Schriftarten mischen
Es kann durchaus sinnvoll und auch gestalterisch notwendig sein, mehr als eine Schrift zu verwenden, um durch typografische Hierarchien und Auszeichnungen den Inhalt zu strukturieren. Allerdings sollte man nicht zu übermütig werden und stets die Frage im Hinterkopf behalten, ob es der Lesbarkeit und Struktur des Produkts guttut oder überladen und dekorativ wirkt.
Hierbei hilft als Orientierung die Faustregel, nicht mehr als zwei bis drei Schriften miteinander zu kombinieren. Es bietet sich an, Schriftfamilien miteinander zu kombinieren und mit verschiedenen Schriftschnitten zu arbeiten. Auch bei den Auszeichnungen im Text (light, bold, italic und so weiter) sollte man aber dem Grundsatz folgen: weniger ist mehr.
Schriftkombination – Harmonie oder harter Bruch?
Schriftkombination erfordert Feingefühl. Hier gilt, dass die Schriften entweder ein harmonisches Zusammenspiel ergeben oder so weit voneinander entfernt sein sollten, dass ein klarer Bruch entsteht. So kann ein starker Kontrast zwischen der Überschrift und der Textschrift gewählt werden oder eine sanfte Abstufung von verschiedenen Schriftschnitten.
Welche Schriftarten man kombinieren sollte, bleibt am Ende immer zu einem gewissen Grad eine subjektive Entscheidung.
Schriftgröße – Augenmaß statt Zahlendiktatur
Auch hier gilt es, nach dem Zweck zu unterscheiden. Generell darf zudem ruhig mit der Schrift gespielt werden, aber die Lesbarkeit der Schrift und die Blickführung des Lesers sollten auch hier an erster Stelle stehen. Zwar gibt es Grundsätze wie die ideale x-Höhe von 1,6 Millimetern bei gedruckten Texten, aber diese sollten eher als Ausgangspunkt für die gestalterischen Überlegungen dienen und nicht sklavisch befolgt werden.
Und zum Schluss – mach doch, was du willst
Regeln sind dafür da, um gebrochen zu werden! Kennt und beherrscht man sie, kann es nützlich sein, die Grenzen auszureizen, denn:
Wer die Form beherrscht, darf in die Suppe spucken.
(Hans Peter Willberg)
Titelbild: publish!
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