Kreativ auf Knopfdruck

Von jetzt auf gleich geistreiche gestalterische Vorschläge zu liefern ist Aufgabe von Editorial Designern. Klingt anstrengend und das ist es auch – dank Kreativtechniken aber nicht unmöglich.

Es ist schon viele Jahre her – ich war als Auszubildende in einer Düsseldorfer Werbeagentur –, aber ich erinnere mich heute noch gut an mein erstes Brainstorming. Mein damaliger Teamleiter trommelte seine Mannschaft, zwei Hände voll Mitarbeiter, im Konferenzraum zusammen, um dort abgeschottet von jedem Telefonklingeln die Ideenkurbel zu drehen. Der Auftrag: Die Neugestaltung eines Kundenmagazins. Beflügelt von der Wertschätzung, auf Augenhöhe mitzuarbeiten, setzte auch ich mich mit an den großen Kirschholztisch. Sicher wurden einleitende Worte zum neuen Job gesprochen und damit das Thema bestimmt, aber der Teil ist in meiner Erinnerung weg. Nur das große Ganze hat sich mir ins Herz gebrannt und seitdem habe ich eine Vorliebe für diese Form der Kreativitätstechnik.

Brainstorming kennt keine Kritik

Die wenigen Regeln sind schnell erklärt. Oberstes Gebot: Es gibt keine Kritik. Denn jede Idee, jeder Einfall, jeder Beitrag sind willkommen, ganz ohne Bewertung der Mit-Brainstormer. Viel hilft viel: Hier ist Masse – an in den Raum geworfenen Ideefragmenten – absolute Klasse. Je mehr geistiger Output, desto wahrscheinlicher ist auch etwas Brauchbares dabei. Je nach Größe des Mitarbeiterkreises schreiben ein oder zwei Leute die geistigen Ergüsse mit, sodass alle Beteiligten die Stichworte immer vor Augen haben. So wird das Aufnehmen fremder Gedanken zum eigenen Weiterspinnen automatisch in Gang gesetzt. Denn alle Ideen gehören allen. Man arbeitet als Team. Und genau diese Zusammenarbeit ist das große Potenzial des Brainstormings. Dieser Sturm durch alle Gehirnwindungen hat ungemein Kraft und kann zu ganz besonderen Fantasien beflügeln.

Aber auch beim Brainstorming gilt: Einer muss den Hut aufhaben. Denn damit eine solch eifernd losgelassene Meute sich nicht im Dickicht der Abstrusitäten verrennt, braucht es den guten Hirten, der das Team immer mal wieder diszipliniert und auf die eigentliche Spur der Fragestellung zurückbringt. Er hält die Fäden in der Hand und gibt Starthilfe, wenn sich doch mal das große Schweigen über der Runde ausbreiten sollte oder man auf der Stelle tritt. Nach der harten Kopfarbeit werden dann die brauchbaren Ansätze herausgefiltert. Die stärksten Ideen werden gesammelt und peu à peu umgesetzt, verworfen und neu gedacht.

Etwas Mut hat es mich damals schon gekostet, meine ersten Gedanken der Gruppe mitzuteilen. Es fühlte sich an, wie in die Stille einer Kirche hineinzusprechen. Aber sobald das lebhafte Pingpong der Ideen erst mal in Fahrt war, wurden alle von der Gruppendynamik erfasst und selbst die letzten Vorbehalte und Ängste, sich vor der Gruppe lächerlich zu machen, verflogen und wichen dem Gefühl, beim Entstehen von etwas Neuem dabei zu sein.

Zusammengefasst: 6 Regeln für ein erfolgreiches Brainstorming

Auf die Schnelle also noch einmal zum Nachlesen: Wer folgende sechs Regeln beachtet, wird beim nächsten Brainstorming zu guten Ergebnissen kommen.

– die richtige Umgebung suchen

– mutig sein – denn Kritik ist verboten

– die Masse macht’s

– aufschreiben – aufnehmen – weiterspinnen

– Das Brainstorming muss geführt werden

– brauchbare Ansätze herausfiltern und weiter daran feilen

 

 Titelfoto: Oscar Keys

 

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